Vom 16. bis zum 24. Februar 2020 konnte Elongo e.V. dank einiger großzügiger Spenden wieder zwei Personen nach Kinshasa entsenden.
Georg Knauer, Geigenbaumeister aus Osnabrück, ist zum ersten Mal dort gewesen und konnte sofort jede Minute der Woche nutzen, um Instrumente zu pflegen, zu reparieren, oder den Musiker*innen zu zeigen, wie sie selbst die Instrumente instand halten können. Die Verbesserung in der Handhabung und der Tonqualität waren sofort spürbar; einige kaum noch spielbare Instrumente wurden wieder in einen optimalen Zustand gebracht. Die Bogenhaare wurden gründlich gewaschen, getrocknet und wieder mit Kolophonium eingerieben. Der Unterschied für das Spiel war frappierend.
Die Bogenhaare werden gesäubert
Die provisorische Geigenbauwerkstatt war zu jeder Tageszeit gut besucht und zahlreiche Musiker*innen waren sehr begierig, jeden Handgriff von Herrn Knauer zu beobachten und so viel wie möglich zu lernen.
Geigenbaumeister Georg Knauer und die Teilnehmer*innen
Ein Musiker war durchgehend anwesend: Didier Maketa, der schon in der Vergangenheit die Pflege der Streichinstrumente übernommen hatte und ein Praktikum bei einem Geigenbaumeister in Monaco absolviert hatte. Er ließ sich noch weitergehende Techniken zeigen: das Schärfen der Messer und der Hobel, das Richten des Griffbrettes, das Anpassen des Steges und das Setzen der Stimme.
Didier Maketa und Georg Knauer
Wie gern dieses Angebot angenommen wurde, fasste Josef Lutete, Bratscher im Orchester, am Ende der Woche so zusammen: „ Uns fehlen die Worte, um unsere Dankbarkeit auszudrücken; Sie haben uns genau das gebracht, was wir benötigt haben. Im Kongo gibt es ein Sprichwort: ,Ein Finger kann ein Gesicht nicht waschen‘. Das ist in einem Orchester auch so: ein einzelner Musiker kann nicht alle Instrumente instand halten. Jetzt haben wir eine Mannschaft aufgebaut, die unter der Leitung von Didier dafür sorgen wird, dass die Instrumente erhalten werden und gut funktionieren“.
Parallel zum Geigenbauworkshop wurde natürlich auch musiziert und unterrichtet. Pierre-Alain Chamot unterrichtete die zahlreichen Geiger*innen und Bratscher*innen sowie die lernenden Kinder und leitete auch die wöchentliche Probe des Damenensembles „La Romance de l’OSK“, das weiterhin regelmäßig probt und sein Repertoire erweitert.
Eine der jüngsten Schülerinnen, 6 Jahre alt
Besonders beeindruckend war es für die beiden Reisenden, den Fortschritt des Baus der Musikschule zu beobachten. 2018 hatten wir das Ausschachten des Fundamentes mit Schaufeln und Eimern gesehen. Dieses Mal konnten wir das Gießen der letzten Betonplatte erleben, die nun als Flachdach über der vierten Etage den Rohbau abschließt. Wieder waren es alle Musiker*innen und Chorist*innen, die Sand und Kies in Eimern herantrugen, mit Wasser aus einem eigenen Brunnen zu Beton vermischten (die Wasserversorgung der Stadt ist sehr unzuverlässig und teuer) und mit einer Winde in Fässern zum Dach hievten, wo es per Hand über die Armierung verteilt wurde.
Nun steht der Rohbau und es ist schon jetzt sehr absehbar, dass die Musikschule bald fertig gestellt sein wird. Der Elan und die Freude der Musiker*innen ist ansteckend und die Stimmung ist so optimistisch wie noch nie. Das Gefühl ist greifbar: Hier werden die Musik und das Orchester eine Zukunft haben.
Der Rohbau der Musikschule
Da der Rohbau schon steht, ist es ganz selbstverständlich, dass die Räume schon jetzt zum Proben, Unterrichten und Üben genutzt werden. Die Wände sind nur zum Teil fertig, die Fenster, Boden- und Wandverkleidung fehlen, aber trotzdem sind die Räumlichkeiten bereits besser geeignet als alles, was das Orchester zuvor zur Verfügung hatte…. Es wird also oft gleichzeitig gemauert und geprobt, gesägt und geübt.
Die Musikschule ist noch nicht fertig, aber schon in Benutzung….
Georg Knauer und Pierre-Alain Chamot sind mit der Überzeugung zurückgekommen, dass die Musikschule die Zusammenarbeit in Zukunft noch sinnvoller machen wird; die nächste Reise wird sicher in nicht allzu ferner Zukunft stattfinden, dafür sind alle Voraussetzungen gegeben.